Was Sie über Kreidezähne wissen sollten
Manche Kinder haben Zähne, die schon beim Herauswachsen anders aussehen: heller oder bräunlich gefleckt, rau oder empfindlich. Diese Zähne nennt man Kreidezähne (medizinisch: Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, MIH). Betroffen sind häufig die ersten bleibenden Backenzähne und oft auch die Frontschneidezähne; selten zeigen sich ähnliche Veränderungen an den zweiten Milchbackenzähnen.
Wie entstehen Kreidezähne?
Die MIH ist eine Störung der Zahnschmelzbildung, die sehr früh beginnt – bereits während der Schwangerschaft, lange vor dem Zahndurchbruch.
Aus schulmedizinischer Perspektive spielen mehrere mögliche Einflussfaktoren eine Rolle. Die Forschung konzentriert sich dabei auf zelluläre und physiologische Vorgänge während der Zahnschmelzbildung. Dennoch werden Faktoren, die auf diese Ebene einwirken können, weiterhin diskutiert und untersucht.
- Frühe Erkrankungen mit hohem Fieber / Infekte
- Medikamenteneinflüsse (z. B. Antibiotika in den ersten Lebensjahren)
- Umweltgifte / hormonaktive Stoffe (z. B. Bisphenole wie BPA)
- Belastungen in der Schwangerschaft (Stress, Medikamente …)
- Vitamin-D-Mangel oder andere Ernährungsdefizite
- Selten genetische Faktoren
Ein einzelner Auslöser ist bislang nicht gesichert. Der Zusammenhang mit fieberhaften Erkrankungen im Kleinkindalter ist überdurchschnittlich oft festgestellt.
Die anthroposophische Medizin versteht Kreidezähne als Ausdruck eines gestörten Gleichgewichts in den formenden Lebenskräften, die an der Entwicklung des Kindes beteiligt sind.
Während einer gesunden Schwangerschaft ziehen sich die Ätherkräfte der Mutter – jene lebensgestaltenden Kräfte, die im Stoffwechsel und in der Verdauung auflösend und umbildend wirken – aus dem Unterleib zurück. Dadurch entsteht im Bereich des Kindes ein ruhiger, geschützter Raum, in dem sich die Formbildung und Mineralisation ungestört vollziehen können.
Bei Kreidezahnerkrankungen scheint dieser Rückzug der Ätherkräfte nicht in ausreichendem Maß zu gelingen. Sie bleiben zu stark im „unteren Menschen“ tätig, wo sie auflösend wirken, und können dadurch die Schmelzbildung der kindlichen Zähne stören. Der Raum, in dem der Zahnschmelz entsteht, wird nicht ausreichend abgeschlossen, nicht ausreichend verhüllt; Eiweiße dringen ein und können sich zwischen den Schmelzstrukturen festsetzen.
Ganz im Sinne Karl Königs, der schon früh darauf hinwies:
„Oh Mensch, achte auf deine Hüllen!“
Diese Vorstellung steht in Einklang mit modernen Forschungsergebnissen: Auch die heutige Wissenschaft beobachtet, dass während der Schmelzbildung Proteine eingeschlossen bleiben, die später zu Strukturfehlern im Zahnschmelz führen.
Kreidezähne sind daher mehr als eine lokale Zahnstörung. Sie können als Hinweis auf eine frühkindliche Entwicklungsaufgabe verstanden werden, die den ganzen Organismus betrifft. Nach anthroposophischem Verständnis besteht die Annahme, dass das häufige Fieber im frühen Kindesalter nicht die Ursache, sondern ein begleitender Ausdruck einer Schwäche in der Fähigkeit zur Abgrenzung sein könnte. Der kindliche Organismus würde dann versuchen, über Wärme- und Entzündungsvorgänge eine innere Schutz- und Ordnungsstruktur nachträglich zu stärken, die in der frühen Entwicklung noch nicht ausreichend gebildet war. In diesem Zusammenhang werden Kreidezähne als Hinweis darauf gesehen, dass auch in der Zahnbildung diese Fähigkeit zur Bildung und Aufrechterhaltung von Hüllen beeinträchtigt war und der Organismus in diesem Reifungsprozess besondere Unterstützung braucht.
💬 Damit wird deutlich, dass die anthroposophische Medizin Kreidezähne nicht als lokale Zahnstörung versteht, sondern als Ausdruck einer Entwicklungsdynamik, bei der Aufbau, Schutz und Abgrenzung des kindlichen Organismus in besonderer Weise gefordert sind.
Empfehlungen – präventiv und therapeutisch
Therapien an betroffenen Zähnen entsprechen grundsätzlich der zahnärztlichen Standardversorgung. Entscheidend sind Prävention und eine ganzheitliche Begleitung des Kindes.
- Regelmäßige Tagesrhythmen (Schlaf, Mahlzeiten) pflegen
- Bewusste Ernährung: frisch, vollwertig; Umweltgifte & Zusatzstoffe meiden
- Künstlerische / harmonisierende Bewegung (z. B. Heileurythmie, Malen, Musik)
Säuglingsalter (0–1)
- Stillen bevorzugen; sanfte Mundhygiene (feuchtes Tuch)
- Keine Fluoridtabletten
Kleinkindalter (1–3)
- Erste Zahnbürste & spielerisches Putzen
- Mechanische Reinigung; keine fluoridierten Gels nötig
- Zuckerhaltige Snacks & Getränke vermeiden
Vorschulalter (3–6)
- Regelmäßige Kontrollen
- Motorik fürs selbstständige Putzen fördern
Bei MIH ab Schulalter (Zahnwechsel)
- Zahnärztliche Diagnose & standardisierte Behandlung
- Abklärung möglicher systemischer Auffälligkeiten
- Kombination: schulmedizinische Therapie + anthroposophisch-pädiatrische Begleitung